Beschreibung
Ein riesiger, bronzener Wasserhahn steht frei in zehn Meter Höhe über dem Platz an der Sonnenwendgasse in Wien. Ohne sichtbare Wasserleitung sprudelt das Wasser aus dem Hahn. Es scheint, als schwebe er auf der eigenen Wassersäule.
Das Wasser fällt in ein 7 x 7 Meter großes, flaches Becken mitten zwischen den vier Bäumen auf dem Platz. Das Wasser sammelt sich im quadratischen, leicht abfallenden Betonbecken und füllt dieses etwas mehr als zur Hälfte.
Passant*innen bleiben verblüfft stehen und betrachten diese ungewöhnliche Brunnenskulptur. Der Wasserhahn wird zum magischen Anziehungspunkt. Er steht zeichenhaft als Skulptur und als Blickfang in der urbanen Landschaft des rund um den Helmut-Zilk-Park neu entstandenen Sonnenwendviertels.
Bedeutung
Das besondere Wiener Wasser, dass sich seit 150 Jahren aus 70 Quellen im Wiener Umland speist, erreicht die Bewohner*innen Wiens über ein ausgeklügeltes Leitungssystem. Der erste Berührungspunkt mit diesem Wasser ist für die Wiener*innen der Wasserhahn in der eigenen Wohnung oder im Garten. Ihn dreht man auf und schon sprudelt das kostbare Nass.
Dieses im wörtlichen Sinne erste Berührungsmoment transformiere ich in ein die Wahrnehmung herausforderndes und die Relationen sprengendes, dreidimensionales Bild. Den jedem Menschen vertrauten Wasserhahn verwandle ich in einen Monumentalbrunnen, der das seit 150 Jahren sprudelnde Wiener Leitungswasser künstlerisch inszeniert. Der Akt des Überhöhens macht aus dem profanen Wasserhahn das perfekte Symbol für das Wiener Wasser. Die präzise und einfache Setzung verschiebt tradierte Sehgewohnheiten und überrascht die Betrachter*innen mit der eigentlich unmöglichen Situation, dass ohne sichtbare Zuleitung permanent Wasser aus dem schwebenden Hahn sprudelt. Dieses Sinnbild für die unsichtbare Herkunft einer unserer wichtigsten Ressourcen wird zur visuellen Botschaft.
Formal greift die Skulptur auf ein Ready Made zurück, adaptiert und inszeniert dieses in einer überraschenden Form, so dass sich daraus ein vielschichtiges Narrativ entwickelt.
An – Aus
Von März bis Oktober sprudelt das Wasser tagsüber aus dem Hahn. Aber auch nach Abschaltung des Wassers in der Nacht und im Winter funktioniert WASSERHAHN als autarke Skulptur. Der Wasserhahn aus gegossener Bronze thront nun auf einer zehn Meter hohen, in Fallrichtung geschliffenen Edelstahlsäule von 50 cm Durchmesser. Die Edelstahlsäule versinnbildlicht auch bei Nacht oder im Winter das fließende Wasser und leitet den Blick zum überdimensionierten, magischen Wasserhahn. Die Betrachter assoziieren automatisch Wasserhahn und Edelstahlrohr mit der vertrauten Situation zuhause, wo das Wasser als definierter Strahl aus dem Hahn fließt. Die Materialien Bronzeguss und geschliffener Edelstahl sind in ihren Ausfertigungen so gewählt, dass sie sich verbinden und ergänzen. Auch bei abgestelltem Wasser erleben die Menschen eine eigenständige Skulptur, ein dreidimensionales Bild, das die Geschichte vom unsichtbaren und sichtbaren Wasser im Wiener Alltag erzählt.
Skulptur und Technik
Als Vorbild für die Skulptur dient der Original-Hahn „Boutt 2103315 R15B Wasserhahn“. Der finale Wasserhahn ist ein im Sandgussverfahren hergestellter Bronzeguss. Er ist 3 m lang und 2,4 m hoch. Sein Durchmesser beträgt 85 cm. Er ist mit Edelstahl-Flanschverbindungen auf ein 10 Meter hohes, in Fallrichtung geschliffenes Edelstahlrohr montiert, das bei einer Wandstärke von 10 mm einen Außendurchmesser von 508 mm hat. Das Rohr ist mittig im Brunnenbecken platziert und darunter in einer 4 x 4 x 1,5 m Stahlbeton-Fundamentplatte verankert. Das Material der Skulptur ist absolut witterungsbeständig, langlebig (2.000 Jahre Garantie auf den Bronzeguss) und wartungsarm.
Über eine Umwälzpumpe in der Brunnenstube wird das Wasser durch ein innen im Edelstahlrohr liegendes Steigrohr in den Wasserhahn in 10 m Höhe gepumpt. Dort wird das Wasser über eine Dosierungsanlage einerseits so geleitet, dass es gleichmäßig außen am Stahlrohr hinabfließt, andererseits aber auch nach außen gespritzt wird, so dass der authentische Eindruck entsteht, dass es frei aus dem Hahn sprudelt und der Hahn auf dieser Wassersäule schwebt. Im Bronzehahn ist eine Revisionsklappe vorgesehen, um an die dort befindliche Wassertechnik zu gelangen.
Am Boden fällt das Wasser in ein 7 x 7 m großes, quadratisches, im Gefälle mit Besenstrichstruktur abgezogenes und rutschfestes Brunnenbecken aus Beton, das bündig mit dem Kiesboden des Platzes abschließt. Wassermenge und -ablauf sind so abgestimmt, dass im Becken eine Wasserfläche von ca. 4 x 4 m Ausdehnung und einer Tiefe von ca. 20 cm am tiefsten Punkt stehen bleibt. Da das Wasser am Rohr hinabfließt und nicht frei fällt ist keine Geräuschbelästigung zu erwarten.
Cooling
Durch die 4 x 4 m große Wasserfläche erreicht der Brunnen über die Verdunstung an sich schon eine gewisse Cooling-Leistung. Diese wird noch erhöht durch das ausspritzende Wasser aus dem Hahn in 10 m Höhe, das einen Zerstäubungseffekt hat und so kühlenden Wasserstaub versprüht. Daher ist eine zusätzliche Cooling-Maßnahme nicht notwendig.
Trinken
Da die Brunnenskulptur WASSERHAHN als einprägsames Solitär entworfen ist, wird die geforderte neue Trinkbrunnenstelle getrennt und inhaltlich losgelöst vom Monumentalbrunnen geplant. Sie wird als „Wiener Edelstahlbrunnen“ (Trinkbrunnen in Edelstahl VIENNA Artikel-Nr. TBE-PN 10) in Bezug auf den bereits am Platz bestehenden Trinkbrunnen ausgeführt. Die Platzierung erfolgt in der Nähe der Betonsitzbänke am Beginn des Weges entlang des Bildungscampus.
Unternehmen zur Umsetzung
Die Angaben zur Realisierung der Brunnenskulptur WASSERHAHN und die Kostenkalkulation basieren auf konkreten und vorliegenden Planungen und Kostenangaben. In der Planung beteiligte und für die Umsetzung gewünschte Unternehmen sind:
Statik: Projektierungsbüro Dipl.-Ing. Thomas Blechschmidt, Dresden
Bronzeguss: BILDGIESSEREI HERMANN NOACK GMBH + CO.KG, Berlin
Edelstahlrohr: Thyssen-Krupp
Wassertechnik: Z&Z Wassertechnik GmbH, Jühnsdorf/Berlin