An der Berolinastraße zwischen den Hausnummern 11 und 15 liegt ein kleiner, baumbestandener, rechteckiger Platz. Er ist ein Durchgangsort ohne Aufenthaltsqualität und wird von Fußgängern vor allem diagonal durchquert. Es gibt Wegachsen zum Haus der Gesundheit und zum Kino International.

Hier entsteht eine hölzerne Plattform, die 3 x 3 Bäume als Quadrat mit einschließt. Die 9 Bäume und die Plattform werden von 5 x 6 äußeren Bäumen umrahmt.

Um den mittleren der 9 Bäume in der Plattform ist eine kreisrunde Sitzbank platziert, die der Bank im Foyer des Kinos International nachempfunden ist. Über der Bank hängt eine sich langsam drehende Spiegelkugel in 4 m Höhe, die von den Ästen des mittleren Baumes sanft umfasst wird. Ab der Dämmerung bis Mitternacht wird diese Spiegelkugel von zwei Pin Spots angestrahlt, so dass sich auf der Plattform und in den umgebenden Bäume ein sich drehendes Lichtpunktspiel ausbreitet.

 

Bedeutung

 

Die 16 x 16 m große Plattform aus Holzbohlen, verlegt auf einer Unterkonstruktion aus Kanthölzern, definiert den kleinen, baumbestandenen Platz neu mit einem simplen Eingriff. Die diagonalen Durchwegungen werden unterbrochen und Passanten nehmen den Ort neu und anders wahr. Es entsteht eine Spielfläche, eine Art Bühne und ein Möglichkeitsraum. Der kleine Platz erhält eine völlig neue Qualität mit der Option für Bewohner, Spaziergänger, Passanten hier zu verweilen und sich zu diesem Ort zu verhalten.
Die um den mittleren Baum platzierte Sitzbank erinnert einerseits an die kreisrunde Bank im Foyer des Kinos International, andererseits aber auch an Bänke an zentralen Plätzen in Dörfern, wo sie oft z.B. um Dorflinden aufgebaut zu finden sind.
Die Wohngebiete nördlich und südlich der KMA haben keinen eigentlichen Kern, keinen zentralen „Dorfplatz“. Das Kino International und das gegenüberliegende Café Moskau bilden nur ein architektonisches, städtebauliches Zentrum für das Gebiet, aber kein emotional soziales.
Diesen Anspruch erhebt auch die Intervention FREIRAUM International nicht und doch schafft sie einen neuen, dezentralen kleinen Ort, der im homogenen, begrünten Wohngebiet Aufmerksamkeit erzeugt und die Wahrnehmung öffnet.
Abends verändert sich dieser Ort noch einmal sehr, wenn die Strahler die sich drehende Spiegelkugel (auch dies eine Reminiszenz an das Kino International, entliehen den Spiegelkugeln in der Bar im 1. Stock) anleuchten und der Platz mit der Holzplattform und den Bäumen von einem sich ineinander drehendem Lichtpunktspiel verzaubert wird.
Dem Platz mit der Holzplattform wird bewusst keine eindeutige Funktion zugeordnet. Was mit ihm geschieht, wie Anwohner und Besucher ihn vielleicht nutzen, bespielen, verändern, bleibt freigestellt und wird nicht beeinflusst.

 

Umsetzung

 

Die 16 x 16 m große Plattform wird aus Holzbohlen (4 cm dick) gebaut, die auf eine Unterkonstruktion aus Kanthölzern (5 x 7,5 cm) aufgeschraubt werden. Die Kanthölzer bilden ein Raster mit Zwischenräumen von einem Meter, Unebenheiten des Boden werden ausgeglichen und die Fläche nivelliert. Rund um die Bäume wird das Holz ausgespart, so dass die Bäume nicht berührt werden und förmlich aus der Fläche emporwachsen.


Die der Rundbank aus dem Foyer des Kinos International nachempfundene Bank wird von einem Tischler in zwei Halbrundbänken hergestellt, die vor Ort um den mittleren Baum auf der Plattform zusammengesetzt werden und mit dem Holzboden sicher verschraubt werden. Die Sitzfläche ist gepolstert und wird mit wasserfesten Kunstledermaterial überzogen.
In 4 m Höhe werden von den sich in den Ecken der Plattform befindlichen Bäumen Stahlseile diagonal verspannt, so dass sie sich mittig über der Bank kreuzen. Die Stahlseile werden in Absprache mit dem Grünflächenamt mit geeigneten Maßnahmen so um die Bäume verspannt, dass diese keinen Schaden nehmen. Am Kreuzungspunkt in der Mitte über der Bank wird eine Spiegelkugel (Durchmesser 50 cm) mit kleinem Drehmotor montiert. An zwei sich diagonal gegenüberliegenden Eckbäumen werden wasserfeste Pin Spots für Außenbereiche an den Stahlseilen aufgehängt, die ab der Dämmerung die sich drehende Spiegelkugel anstrahlen. Strom wird nach Absprache aus einem der anliegenden Gebäude über eine wasserfeste Außenverkabelung in griffsicherer Höhe (4 m) zugeführt.
Der Stromverbrauch ist minimal. Die LED-Leuchtmittel brauchen 3-5 W, der Drehmotor für die Spiegelkugel hat eine Leistungsaufnahme von 3,5 W/h. Das wären bei fünf Stunden täglichem Betrieb am Abend in einem Monat 2,25 KW Verbrauch, macht bei 0,32 € pro KW/h weniger als ein Euro.


Zeitplan

 

Der Aufbau vor Ort würde ca. eine Woche bis zehn Tage dauern. Der Abbau dauert ca. zwei Tage. Die Intervention könnte je nach Absprache ein bis drei Monate vor Ort verbleiben. Idealerweise z.B. von Mai bis Juli, da dann zu Beginn das frische Blattgrün des Frühlings den Ort prägt und später das dichte Sommerblätterdach dem Ort seine spezielle Atmosphäre verleiht.

  • Jahr

    2020

  • Ort

    Platz an der Berolinastraße, Karl-Marx-Allee, Berlin