Auf dem für das Gedenken vorgesehenen Platz wird ein vier Quadratmeter großer Raum mit einer Bretterwand umgeben. Die Bretter, sägerau und je 16 x 3 x 250 cm im Maß, sind alle original in Bronze abgeformt und werden vor Ort auf eine Unterkonstruktion aus 6 x 6 cm Quadratrohr aus Edelstahl geschraubt. Die Kantenlänge des so entstehenden „Würfels“ ist 2 x 2 m bei 2,50 m Höhe. Die Bretterwand ist rundum geschlossen, so dass der Innenraum nicht betretbar ist. Passanten und Besucher des DENKORTES können aber durch Ritzen zwischen den Bronzebrettern oder durch vorhandene Astlöcher hineinschauen und Überraschendes entdecken. Sie erhaschen so einen Blick auf einen konvex gewölbten Spiegel, in dem sich der Himmel über dem DENK ORT spiegelt. 

 

Bedeutung

Eine Bretterwand versperrt oder verbirgt etwas. Sie verschließt den Blick auf alles Dahinterliegende. Und doch vermag sie es nicht ganz. Jeder kennt das Phänomen eines Bauzaunes, wo Passanten immer versuchen, einen Blick durch Ritzen auf das verborgene Baugeschehen zu werfen. Aber auch die Kunstgeschichte hält berühmte Bespiele bereit, so z.B. Marcel Duchamps finales Werk Étant donnés: 1. la chute d’eau 2. le gaz d’éclairage, bei dem Besucher einen Blick durch eine Spalte in einer Brettertür werfen können.

Die bronzene Bretterwand des DENK ORTES nimmt Bezug auf eine Bretterwand, die sich ehemals in der Nähe des Roedeliusplatzes in der Normannenstraße befand und die den dahinterliegenden Bereich der Stasi-Zentrale abschirmte. Die Bretterwand des DENK ORTES aus patinierter Bronze umfängt einen gefangenen Raum, ähnlich einer Zelle, die aber nach oben offen ist. 

Der kreisrunde, konvexe Spiegel in der Mitte dieses Raumes spiegelt den Himmel über dem DENK ORT und öffnet diesen umschlossenen Raum ins Unendliche. Somit befindet sich innen im gefangenen Raum ähnlich wie in einem Wassertropfen gespiegelt auch wieder die ganze Welt, nur ist dieser Raum für Besucher nicht betretbar, für Neugierige durch Ritzen und Astlöcher aber sichtbar. Es stellt sich die Frage nach dem Innen und Außen, die Frage danach, wer eingesperrt ist und wer ausgesperrt und die Frage nach dem wer befindet sich davor und wer dahinter.

Die Installation schließt somit einen Möglichkeitsraum ein und trennt gleichzeitig das Eingeschlossene vom Ausgeschlossenen. Sie spielt aber auch mit der Befreiung, indem der Spiegel den offenen, sich immer verändernden und in Bewegung befindlichen freien Himmel sichtbar (für alle, die es wollen) in den geschlossenen Raum holt.

 

Technische Angaben

Die einen quadratischen Raum umschließende Bretterwand des DENKORTES hat eine Kantenlänge außen von 2 x 2 Metern und ist 2,50 Meter hoch. Die einzelnen Bretter haben das Maß 16 x 3 x 250 cm und sind alle original von sägerauen Brettern in Bronze abgeformt. Die Bronze wird patiniert. Dadurch kommt die Holzstruktur stärker zur Geltung, die Tiefen werden dunkler, die Höhen heller. Zudem wird die Bronze mit einer Wachsschutzschicht, einer sogenannten Konservierungs- bzw. Opferschicht aus mikrokristalinem Wachs überzogen. Diese Wachsschicht schützt die Bronze vor Verunreinigungen und auch gegen eventuell aufgetragene Graffitis. 

Die Bronzebretter werden mit V2A Flachrundschrauben auf eine Unterkonstruktion aus 6 x 6 cm Quadratrohr aus Edelstahl geschraubt. Die Flachrundschrauben sind außen schlitzfrei und werden von innen mit Sicherheitsmuttern gekontert. So sind sie nicht von Unbefugten lösbar.

Die Rahmenunterkonstruktion wird mit vier Ankern in einer Fundament-Bodenplatte (200 x 200 x 30 cm) verankert. Die Bodenplatte nivelliert das leichte Gefälle des Standortes. Das Gesamtgewicht der Installation beträgt ca. 2,3 t.

In der Mitte des Raumes befindet sich ein runder, konvexer Spiegel aus spiegelpoliertem V2A Stahl (Werkgruppe 1.4301, Spiegeldurchmesser 120 cm, Materialstärke 3 mm). Der Spiegel ist auf einer gleichgroßen Walze aus Edelstahl aufgesetzt, die wiederum in der Bodenplatte verschraubt ist.

Schauen Besucher durch Ritzen zwischen den Bronzebrettern oder durch Astlöcher, können sie den Spiegel sehen. Durch seine konvexe Form spiegelt er aus allen Blickrichtungen den oberen Rand der Bretterwand und den Himmel über dem DENKORT.

In einer der vier Seiten der Bretterwand ist eine versteckte Revisionstür vorgesehen, die aus 4 Bronzebrettern besteht und 65 cm breit ist. Sie ist von außen unsichtbar innen auf Schwerlastscharnieren aufgehängt und lässt sich nach außen öffnen. Das Schloss ist hinter einem Astloch versteckt. Durch diese Tür kann z.B. die Stadtreinigung in den Innenraum gelangen und diesen von Zeit zu Zeit reinigen und von Blättern und Ästen säubern. 

  • Jahr

    2020

  • Ort

    Roedeliusplatz, Berlin-Lichtenberg