Beschreibung

Ein sonnengelber Bauwagen steht im hinteren Botschaftsgarten auf der kleinen Rasenfläche. Schaut man aus dem Botschaftsfoyer durch die große Glasfront oder tritt man hinaus auf die Terrasse, sieht man ihn rechts wie einen Hinweis auf Bautätigkeiten stehen. Bei genauerem Hinsehen, erkennt man, dass sich die Räder langsam drehen und die Rücklichter leuchten. Im Bauwagen brennt Licht und aus dem kleinen Schornstein steigt ab und zu Rauch auf.

Botschaftsmitarbeiter*innen und Besucher*innen können den Wagen auch betreten. Der Innenraum ist ausgestattet mit zwei einfachen, soliden Sitzbänken und einem Tisch für vier bis sechs Personen. Über dem Tisch hängt eine Lampe, die aus den kreisförmig angeordneten Buchstaben des Wortes DIPLOMATIE geformt ist.

Der Bauwagen bildet eine Art Gegenort zum neugebauten, prächtigen Botschaftsgebäude. Er steht als gelber Blickfang zeichenhaft als Skulptur im Botschaftsgarten und fungiert gleichzeitig auch als tatsächlich nutzbarer Ort für die Menschen in der Botschaft: Botschafter*in, Mitarbeiter*innen, Gäste etc. Für Arbeitsbesprechungen im kleinen Kreis oder für kreative Pausen bietet der Bauwagen einen besonderen Ort.

Bedeutung

 

Diplomatie ist die Kunst des Verhandelns, immer wieder und in intensiver Arbeit. Diplomatie ist eine ewige Baustelle, nie endgültig abgeschlossen und stetig neu zu verhandeln. Ein immerwährender Prozess, ein Rad, das nie aufhört zu drehen.

Botschafter*innen und Botschaftsmitarbeiter*innen wechseln oft ihren Lebens- und Arbeitsort. Alle paar Jahre ziehen sie weiter und müssen sich wieder neu einrichten und einarbeiten. Hierfür steht der mobile Bauwagen symbolhaft. Er erinnert an die immerwährende, immer neue Arbeit an sich ändernden Orten in der Diplomatie. Jeder verbindet mit ihm das vertraute Bild der Arbeit auf einer Baustelle. Neben dieser bildlichen Assoziation kann der Bauwagen tatsächlich genutzt werden: entweder für die Pause von der Arbeit, als Rückzugsort, oder für die Arbeit selbst, für vertrauliche Gespräche in einem kleinen Kreis an einem neutralen Ort, ungestört von Telefon und Internet. Er steht für den offenen und dennoch zielgerichteten Fortgang der konstruktiven Arbeit.

Der weiße, schlicht eingerichtete, ablenkungsfreie Innenraum bietet beste Voraussetzungen für intensive Gespräche am Tisch im Bauwagen. Dazu leuchtet die DIPLOMATIE sprichwörtlich als Lampe über Einem und erleuchtet die Köpfe, die Arbeit, das Tun.

Der Bauwagen ist und bleibt ein mobiler Raum, der jederzeit an einen anderen Ort rollen könnte. Das permanente Drehen der knapp über dem Boden hängenden Räder versinnbildlicht einerseits die Mobilität des diplomatischen Corps und andererseits die unermüdliche Arbeit, die geleistet wird, um das Weltgefüge zusammenzuhalten und die bilateralen Beziehungen zu pflegen. Auch die leuchtenden Rücklichter zeigen diese nimmermüde Betriebsamkeit.

Der aus dem kleinen Schornstein von Zeit zu Zeit aufsteigende Rauch vermittelt ebenfalls, dass jemand aktiv ist und dass mit rauchenden Köpfen gearbeitet wird. Er weckt verschiedene Assoziationen wie z.B. das Rauchen der Friedenspfeife nach einer erfolgreichen Verhandlung oder auch das Aufsteigen des Rauches im Vatikan, als Zeichen für eine einvernehmliche Einigung.

Im statischen architektonischen Ensemble der Deutschen Botschaft Sofia schafft der gelbe Bauwagen mit seinen subtilen Eingriffen und minimalen Bewegungen einen skulpturalen Ort, der gleichzeitig auch als partizipativ nutzbare Installation für Botschaftsangehörige und Gäste fungiert.

 

Ort

 

Der gelbe Bauwagen steht auf der Rasenfläche rechts der Terrasse, wenn man aus dem Foyer schaut oder tritt. Die Position ist so gewählt, dass man den Bauwagen aus dem Foyer durch die Fenster sehen kann, so dass das Kunstwerk beim Blick nach draußen wahrgenommen wird, ohne dass es den architektonisch inszenierten Blick über die Terrasse beeinträchtigt. Er steht leicht schräg zum Botschaftsgebäude und bildet bewusst einen kleinen Kontrapunkt zum strengen, rechtwinklig blockhaften Aufbau des Gesamtkomplexes. Tür und Treppe des Bauwagens sind zur Terrasse hin ausgerichtet und laden zum Betreten ein.

 

Objekt

 

Der sonnengelbe einachsige Bauwagen (LxBxH: 3,50 x 2,20 x 3,10 m) ist mit ein paar kleinen, subtilen Eingriffen versehen: Die Räder drehen sich langsam aber permanent vorwärts. Die Rücklichter leuchten. Aus dem Schornstein steigt ab und an Rauch auf. Aus dem Inneren strahlt warmes Licht durch die drei Fenster.

Der Bauwagen hat extra gedämmte Wände, die innen mit Holz verschalt sind. Auch der Boden ist als Extraausstattung mit Holz ausgelegt. Dadurch erhält der Innenraum eine solidere Haptik und höhere Wertigkeit als sonstige herkömmliche Bauwagen. Wände und Boden sind neutral weiß gestrichen. Der Innenraum ist schlicht und klassisch mit zwei Bänken und einem Tisch ausgestattet, die aus hochwertigem Multiplex gebaut sind und weiß lasiert werden. Für kalte Tage besitzt er eine Elektroheizung.

Über dem Tisch hängt eine Lampe, die aus den Buchstaben DIPLOMATIE geformt ist und dem Wageninneren seinen warmen Lichtton verleiht.

 

Rad

 

Zwei unter dem Wagen angebrachte Elektromotoren dienen zum Antrieb der frei drehenden Räder. Es sind leiselaufende Motoren mit Ritzel und Steuerung (Asynchron-Drehstrommotoren mit Getriebe plus Schaltkasten mit Frequenzumrichter zur Drehzahleinstellung, Antrieb Übersetzung mit Zahnriemen) in IP44, mit Kabel/Stecker, für 230V und zwischensteckbare Zeit-Schaltuhr. Stromaufnahme 50 Watt. Die Motoren laufen wartungsfrei.

Die normalen luftbefüllten Reifen werden durch Vollgummireifen ersetzt. Somit entfällt eine Wartung und das Aufpumpen.

 

Licht

 

Über dem Tisch im Bauwagen hängt eine Lampe. Sie ist aus den Buchstaben des Wortes DIPLOMATIE geformt, die in Kreisform liegend angeordnet sind. Die Buchstaben als Versalien sind nach außen ausgerichtet, dadurch erschließt sich die Lesbarkeit nicht auf den ersten Blick. Die Lampe ist über eine Zeitschaltung von z.B. 8.00 bis 18.00 Uhr immer eingeschaltet, kann aber auch mit einem Lichtschalter per Hand an und ausgeschaltet werden.

Auch die Rücklichter des Bauwagens leuchten per Zeitschaltung zwischen z.B. 8.00 und 18.00 Uhr.

 

Rauch

 

Aus dem kleinen außen neben der Tür des Bauwagen befindlichen Schornstein steigt ab und an Rauch auf. Er wird mit einer im Inneren versteckten Nebelmaschine erzeugt, die entweder über einen Timer gesteuert werden kann oder auch per Hand über einen Schalter ausgelöst werden kann. Dieser spezielle Eingriff ist eher nicht für einen ganztägigen Dauerbetrieb gedacht, sondern sollte zu besonderen Momenten, wie z.B. Veranstaltungen in der Botschaft mit externen Gästen oder beim Besuch anderer Diplomat*innen eingesetzt werden.

  • Jahr

    2020

  • Ort

    Deutsche Botschaft Sofia, Bulgarien