Eine durchgängige Gestaltung der gesamten Wandflächen inklusive der Ein- und Ausfahrten in die Unterführung Praterstern-Hauptallee eröffnet den Passant*innen einen vielschichtigen Weg in die Arbeit DURCHLAUFERHITZER & TEILCHENBESCHLEUNIGER. Bekannte Zeichen und Codes aus unserem Alltag leiten von der funktionalen Verkehrsader zu einer visuellen und inhaltlichen Auseinandersetzung mit diesem „Nicht-Ort“.
Fährt oder läuft man in die Unterführung so ziehen einen von beiden Seiten die roten Warnpfeile förmlich hinein in den abschüssigen Weg. Die Gestaltung ist abgeleitet von dem Verkehrszeichen für Gefährliche oder Scharfe Kurve und hat neben seiner strengen grafischen Flächengestaltung auch gleich die vertraute Warnsituation als Hinweis auf gesteigerte Vorsicht beim Durchfahren oder Durchlaufen. Die pfeilartigen roten Zacken reichen vom Boden bis zur Oberkante der Wand und werden im Verlauf in die Unterführung hinein immer steiler, was bergab zu einer optischen Beschleunigung führt. Bergauf dagegen läuft oder fährt man gegen die Pfeilrichtung und wird sprichwörtlich wieder verlangsamt.
Gelangt der Passant in den 22 m langen Tunnelbereich wechselt die Gestaltung der Wand abrupt zu einem überdimensionalen Strichcode auf beiden gegenüberliegenden Wänden. So formt sich in diesem überdachten Bereich ein ganz eigener sehr spezieller Raum, der durch die Rhythmisierung der verschieden dicken schwarzen Striche geprägt wird.
Über den Tunneleingängen befindet sich in Richtung Prater das Wort DURCHLAUFERHITZER in roten Versalbuchstaben an der Stirnseite und in Richtung Stadt und Bahnhof das Wort TEILCHENBESCHLEUNIGER. Die Buchstaben werden als Rückleuchter, also mit indirekter Beleuchtung ausgeführt (alternativ können sie auch unbeleuchtet montiert werden). Der mit den Strichcodes definierte überdachte Raum bekommt somit je nach Bewegungsrichtung einen Namen und eine Definition, der oder bzw. die auf humorvolle Weise diesen Durchgangsort beschreibt und ihn aus der „normalen“ (Nicht)-Wahrnehmung einer banalen Straßenunterführung hervorhebt. Die urbane Bewegung hat nicht nur eine Richtung, sondern bekommt eine unerwartete Bedeutung und man wird ein Teil der Kunst. Es wäre doch schön, wenn die Wiener*innen irgendwann sagen, sie benutzen den Durchlauferhitzer, wenn sie in den Prater gehen, bzw. den Teilchenbeschleuniger, wenn sie vom Prater kommend in die Stadt wollen.
Der Strichcode an den Wänden ist einerseits eine sehr strenge lineare Gestaltung des Raumes, andererseits ist er aber tatsächlich ein funktionaler Strichcode mit Hintergrund. Er verlinkt nämlich zu einer Website mit Informationen über den Praterstern: www.praterstern.at (diese Adresse ist momentan tatsächlich noch verfügbar).
Da aber niemand den überdimensionierten Strichcode scannen kann, ist dieser in kleiner Form noch an den beiden Eingängen in den Tunnelbereich auf der Fußgängerseite vorzufinden und kann hier von Passanten mit einer App gescannt werden.

 

Verlinkung mit Website

 

Kunst im öffentlichen Raum lebt immer auch von ihrer Vermittlung. Fragen zum Ort, zur Geschichte des Ortes, zum/zur Künstler*in, zur Entstehung des Werkes aber auch Statements von Nutzer*innen, Expert*innen, Stadtplaner*innen etc. sind berechtigterweise Teil von Werken im urbanen Kontext. Eine integrative Auseinandersetzung und ein nachhaltiger Diskurs mit dem Publikum ist allerdings an dieser Stelle in der Unterführung, die kaum Aufenthaltsmöglichkeiten bietet, schwierig.
Verkleinerte Versionen des großflächig aufgemalten Strichcodes, jeweils am Anfang und am Ende der Unterführung auf der Fußgängerseite, führen interessierte Besucher*innen zum Ort der Vermittlung, zur Website www.praterstern.at.
Die verkleinerte Version des Strichcodes kann wie ein QR-Code mit einem Smartphone und passender App gescannt werden und eröffnet so den Zugang zur Website, die den Ort und das Werk mit weiteren Informationen, Hintergrundwissen und Meinungen/Perspektiven verknüpft.
Die Website bietet Raum für eine tiefere und nachhaltigere Auseinandersetzung mit der Geschichte des Orte und seiner Rolle innerhalb der Stadt/Stadtgeschichte Wiens. Eine Einordnung in das urbane Umfeld erfolgt genauso wie die Entwicklung und Vorstellung von Visionen für diesen Ort.
Zusätzlich kann hier auch eine Dokumentation der vielfältigen Graffitis und street art, die die Unterführung über lange Zeit begleiteten, stattfinden. Ein weiterer Punkt der Website gibt in Form eines „making of“ dem Publikum Einblick in die Konzeption und Realisation des Werkes DURCHLAUFERHITZER & TEILCHENBESCHLEUNIGER.
Als erweiterndes „Kapitel“ sollen hier auch 10-12 kurze Statements in Form von zwei bis dreiminütigen Podcasts unterschiedlichste Blicke von Anwohner*innen, Politiker*innen, Historiker*innen, Wissenschaftler*innen, Expert*innen auf diesen Ort vereinigen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Die Website wird so zu einer digitalen Plattform, die anstelle von analogen Veranstaltungen die Funktion der Vermittlung und den Diskurs zur Kunst übernehmen kann.

Bauseitige Vorarbeiten und technische Angaben
Kurzbeschreibung der Materialien, Funktionalität, Farbgebung, Witterungsbeständigkeit

Bauliche Vorkehrungen bauseitig

Reinigung der gesamten Wandflächen (kein Entfernen der Graffitis notwendig, keine Nano-Beschichtung)

Auffüllen der „Fensterflächen“, fugenloses Angleichen, homogene Wand herstellen.
Am Besten mit Perimeterplatten mit Armierung vorbereiten und dann die Gesamtfläche abziehen, damit eine homogene Gesamtwandfläche im Bereich der 22 m langen Unterführung entsteht, die dann die glatte Grundfläche für den Anstrich mit den Strichcodes bietet.

Ablauf

Anstrich
Nach der gründlichen Reinigung der Wandflächen und dem Auffüllen der Fensterflächen bauseits werden die gesamten Wandflächen mit Haftgrund (Haftprimer für nichtsaugende Untergründe) überstrichen. Dieser bildet auch auf den vorhandenen Graffitis die nötige und sichere Grundlage für den folgenden Farbanstrich mit Silikatfarben (z.B. Evocryl. 200). Zunächst wird die gesamte Wandfläche weiß gestrichen, dann werden die roten und schwarzen Flächen abgeklebt, gegenbeschnitten und als zweite farbige Schicht auf das Weiß aufgetragen.
Der Künstler würde diese Arbeiten zusammen mit einem Spezialisten aus Berlin durchführen. Dauer der gesamten Gestaltung: max. 2 Wochen (ohne die bauseitigen Vorbereitungen)

Farben
Weiß: RAL 9010 reinweiß, Schwarz: RAL 9005 tiefschwarz, Rot: RAL 3001 signalrot
Evocryl 200 von Brillux
Verschmutzungsunempfindliche 100%-Reinacrylat-Fassadenfarbe für hoch wetterbeständige und dauerhafte Anstriche auf allen tragfähigen mineralischen Untergründen, Beton, Faserzement, intakten Dispersionsfarbenanstrichen und organisch gebundenen Putzen
– geringe Verschmutzungsneigung durch Evoflex-Technologie
– fotokatalytisch wirksam durch Solartect
– hoch wetterbeständig
– in Protect-Qualität (Filmschutz gegen Algen- und Pilzbefall der Beschichtung) erhältlich
– sehr große Farbtonvielfalt
– hohe Farbtonbeständigkeit (Klasse A, Gruppe 1-2)
– mit hoher Schutzfunktion gegen aggressive Luftschadstoffe
– wasserdampfdiffusionsfähig

Schriftzüge
Die Leuchtschriften DURCHLAUFERHITZER und TEILCHENBESCHLEUNIGER sind Rückleuchter mit indirekter Beleuchtung. Sie werden von einer Fachfirma vorproduziert und auf Kabelschienen vormontiert geliefert und dann vor Ort an den Stirnseiten der Unterführung montiert. Der Strom wird von der vorhandenen Beleuchtung an den Stirnseite mit einer kurzen Kabelschiene gezogen. Somit ist die Leuchtschrift auch über die Dämmerungsschaltung der vorhandenen Leuchtkörper mitgesteuert. Die vorhandenen informativen Schilder werden entfernt.

Dauer der Montage vor Ort: 1-2 Tage
LED-Einzelbuchstaben
Ausführung: Vollacryl Rückleuchter
Spiegel und Zargen: Acrylglas – lichtdicht nach RAL lackiert, Boden: Acrylglas weiß
Ausleuchtung: mit vergossenen LEDs incl. externen Konvertern,
Montage: rückseitige Bolzen mit Abstandshülsen vormontiert auf Kabelschiene
Bautiefe: 20 mm + 40 mm Kabelschiene
Abm.: VH 200 mm
Stromverbrauch: weniger als 0,4 KWh
Sollte eine hinterleuchtete Ausführung der Buchstaben aus sicherheitstechnischen Fragen nicht möglich sein, ist alternativ auch eine unbeleuchtete Variante denkbar. Die roten Buchstaben sind auch bei Dunkelheit lesbar, da sie von den darunterliegenden Beleuchtungskörpern an den Stirnseiten mit beleuchtet werden.

alternativ: Einzelbuchstaben unbeleuchtet
Material Acryl 16 mm durchgefärbt
Ausführung: Rückseitig mit Sicherungsbolzen, Montage mit Montagekleber auf den Beton oder mit Bolzen und Abstandshaltern

Folgeaufwand

Bei Verunreinigungen und neuen Bemalungen oder Graffitis auf der gestalteten Fläche werden diese einfach mit der entsprechenden Farbe (weiß, rot, schwarz) übermalt. Somit ist keine Entfernung mit hohem (Kosten)-Aufwand durch eine Fremdfirma nötig.

Ablauf und Dauer der Umsetzung

Bauseitige Vorbereitung: Dauer unbekannt
Anstrich/Wandbemalung: 10 – 14 Tage (möglichst im Sommerhalbjahr)
Montage Schriftzüge: 1 – 2 Tage
Erstellen der Website: 2 Monate

  • Jahr

    2021

  • Ort

    Wien, Praterstern