Idee

 

Auf den Wänden des Treppenaufganges im Foyer des Tiermedizinischen Zentrums für Resistenzforschung stehen die Worte RESISTENZ (senkrecht) und RESILIENZ (waagerecht). Sie werden vom Künstler in malerisch freier Schrift in Versalien mit schwarzer Farbe an die Wände geschrieben. Das senkrechte Wort RESISTENZ zieht sich über alle drei Ebenen des Treppenaufganges und kreuzt das waagerechte Wort RESILIENZ, das auf dem mittleren Wandabschnitt angeschrieben wird. Den Kreuzungspunkt der beiden Wörter bildet das gemeinsame „I“, das in leuchtendem Rot ausgeführt wird.

Vor dem Anschreiben der beiden Wörter werden die drei Ebenen der Treppenwand mit einem “Drip Painting“ überzogen. Unter der obersten Handlaufkante im 2. Stock heraus fließt graue Farbe über die ganze Länge der Wand nach unten und verläuft in langen Tropfen über alle Wandebenen nach unten aus. Dieses Drip-Painting bildet so den Untergrund, auf dem die beiden Wörter stehen.

 

Bedeutung

 

Das Wort RESISTENZ bezeichnet das Forschungsgebiet, an dem am TZR geforscht wird. Es steht auch für die zwei verschiedenen Richtungen, die mögliche Resistenzen haben können: Resistenz ist einerseits die Widerstandsfähigkeit eines Lebewesens gegen schädliche Einflüsse der Umwelt (wie z. B. Parasiten, Infektionen, Krankheiten, Klima), also im Falle des TZR die Resistenz von Rind, Schwein, Geflügel, Fisch und letztlich auch Mensch. Andererseits geht es aber auch um Resistenzen bei Tier- und Pflanzenschädlingen gegen angewandte Bekämpfungsmittel, sowie bei Bakterien und Viren gegen Medikamente. 

 

Das Wort RESILIENZ steht für die Studierenden, Forschenden und Lehrenden als Herausforderung aber auch Mahnung zu einem bewussten Umgang mit der sensiblen und schwierigen Forschung, die am TZR betrieben wird. Resilienz ist die Fähigkeit von Menschen, auf wechselnde Lebenssituationen und Anforderungen in sich ändernden Situationen flexibel und angemessen zu reagieren und stressreiche, schwierige und belastende Situationen zu meistern. Hierbei kommt der Institution der Freien Universität Berlin ein starker Einfluss auf und eine große Verantwortung für die Bildung der Resilienz der Studierenden zu, indem sie die Kompetenzen der Forschenden anerkennt und fördert. In diesem Aspekt zeigt sich die Verantwortung der Gesellschaft in Bezug auf die Bildung resilienter Fähigkeiten der jungen Studierenden. Durch das Erkennen des Zusammenhangs von Anerkennung und Förderung der Stärken der Forschenden kann ein erheblicher Beitrag zur präventiven Gesundheitsförderung geleistet werden. Wer z.B. von Anfang an auch Scheitern einkalkuliert, der lernt aus Misserfolgen und kann diese Erfahrungen auch kreativ und positiv nutzen. Insofern ist das Thema Resilienz an einem Ort wie diesem ein nicht unwichtiger Faktor, der die seelischen Widerstandskräfte und Ressourcen von Menschen im Blick hat.

 

Der Kreuzungspunkt der beiden Wörter, das leuchtend rote gemeinsame „I“, bezeichnet auf Englisch (I = Ich) jedes einzelne Individuum, das am TZR tätig ist. Es ist wichtig, dass sich jeder Mensch immer wieder selbst reflektiert in seinem Sein und Tun und in seiner Verantwortung der Natur und den Mitmenschen gegenüber.

 

Ausführung – Kunst trifft Wissenschaft    

 

Der künstlerische Duktus der mit großem Pinsel oder Quast handgeschriebenen Buchstaben steht in bewusstem Kontrast zur wissenschaftlichen Forschung und Arbeit. Die malerische, persönliche und „unsaubere“ Hand-Schrift steht der Struktur, Ordnung und Disziplin in der Forschung mit ihren sterilen Reinsträumen und Laboren gegenüber.

 

Die grau verlaufende Farbe im Hintergrund symbolisiert das chaotische, unberechenbare und unkontrollierte Verbreiten von Leben, speziell auch von Krankheitserregern, Bakterien und Viren.

 

Als Gesamtwandgestaltung mit rohem, wildem künstlerischen Gestus kontrastiert die Arbeit RESISTENZ RESILIENZ bewusst die klare Architektur und die stringent strukturierte und organisierte wissenschaftliche Arbeit des TZR.

 

Umsetzung, Material und Technik

 

Das graue „Drip Painting“ wird als Malerei präzise auf die Wand gemalt, als ob die Farbe von oben nach unten gelaufen wäre. Sie wird nicht unkontrolliert gegossen. Sie tritt sozusagen unter dem obersten Handlauf im 2. OG hervor und fließt über alle drei Wandebenen, so als ob diese eine durchgängige Fläche wären, obwohl sie tatsächlich von der Treppe unterbrochen und geteilt wird.. Die Treppenhandläufe bleiben dabei als trennende Linien unberührt. Hierfür und auch für das Aufbringen der Schrift wird ein Gerüst und/oder ein Hebebühne verwendet. Die Schrift wird vom Künstler in seiner „Handschrift“ mit einem großen Pinsel oder Quast aufgetragen. Die Farbe der Schrift ist schwarz. Nur das große „I“ im Kreuzungspunkt der beiden Wörter wird in leuchtendem Rot ausgeführt. Die Buchstaben (Versalien) sind ca. 80 cm hoch.
Die verwendete Farbe ist eine Silikatfarbe. Ein Anstrich mit Mineralfarben bildet nicht wie andere Anstriche eine Schicht, sondern verbindet sich unlösbar mit dem Untergrund (Verkieselung). Die Diffusionsoffenheit reiner Silikatfarben entspricht derjenigen des Malgrundes und behindert so die Diffusion von Wasserdampf nicht. Die hohe Alkalität schafft Sicherheit vor dem Befall mit Mikroorganismen. Die chemische Verbindung mit dem Untergrund und die UV-Stabilität des Bindemittels sind die wesentlichen Gründe für die außerordentlich hohe Lebensdauer von Silikatfarben.

 

Eigenschaften:

– Verkieselung mit dem Untergrund
– weniger Verschmutzung da keine statische Aufladung
– durch Alkalität Schutz vor Mikroorganismen
– in Herstellung und Wirkung sehr umweltfreundlich
– UV-stabil und waschfest
– für Anstriche mit sehr hoher Lebensdauer

 

Es entsteht kein Pflege- oder Wartungsaufwand. Auf Extrabeleuchtung wird verzichtet.

  • Jahr

    2019

  • Ort

    Tiermedizinisches Zentrum für Resistenzforschung (TZR) der Freien Universität Berlin, Berlin