Regennasse Straße, naßkalte Luft, Hamburger Schmuddelwetter. Wer kann, bleibt zuhause. In einer großen, aquariumartigen leeren Schauvitrine an der Ost-West-Strasse scheint sich ein Obdachloser eingenistet zu haben und schläft unberührt vom vorbeiflutenden Verkehr. Er hat sich offensichtlich vor den Unbillen des Hamburger Wetters eine Zuflucht gesucht.
In seiner exponierten Situation ist er ein irritierendes Moment für den nicht abreißenden Autofluß. Der zufällige Passant kann dagegen entdecken, worum es sich in Wirklichkeit handelt: Die inszenierte Situation ist eine Installation für die zweite Ausstellung in der Projektreihe tempolimit in der leeren Spiegel-Schauvitrine Ost-West-Straße 57.
Die Arbeit ist eine Reaktion auf die politischen Ereignisse in Hamburg zum Zeitpunkt des Projektes 2002. Der damalige Hamburger Innensenator Schill versuchte z.B. mit rabiaten Mitteln, Obdachlose aus dem Stadtbild zu vertreiben. Der Titel der Arbeit, Maurizio, verweist auf die mögliche Herkunft des Obdachlosen, vermeintlich einem Ausländer aus Italien und doch bleibt seine Identität ungewiß. Zugleich bezieht die Installation sich aber auch auf den Kunstbetrieb, und zwar auf den sehr erfolgreichen italienischen Künstler Maurizio Cattelan. Jener hat seinerseits täuschend echt nachgestellte Clochards bei Ausstellungen z.B. in Turin inszeniert. Eine wichtige Strategie im Werk des italienischen Künstlers wird aufgegriffen, jene des geistigen und physischen Diebstahls. So entwendete Cattelan z.B. einmal die gesamte Galerie mit Exponaten eines Kollegen, um das Ganze auszustellen. Dieses Spiel wird aufgenommen und in die Hamburger Präsentation eingefügt, wobei sich bei näherer Betrachtung mehrere Bedeutungsebenen ergeben, die miteinander verwoben sind: Die aktuell politische und soziale mit konkretem Bezug zu Hamburg und die kunstdiskursive des Spiels mit der Kunst.
Nach anderthalb Wochen wurde die Vitrine von Unbekannten aufgebrochen und die Installation zerstört.