Simone Zauggs und Pfelders spezifischen künstlerischen Interessen haben in der städtebaulichen Situation von Arbon impulsgebenden Widerhall gefunden. Mit einer mehrteiligen und medienübergreifenden Ausstellung werfen sie am Exempel der ehemaligen Industriestadt hochaktuelle Fragen rund um die Themen Raumplanung und Wohnkultur, privaten und öffentlichen Raum auf.
Besucherinnen und Besucher werden sich zunächst in einem Wald aus Bauprofilen wiederfinden, der fast das ganze Erdgeschoss der Kunsthalle einnimmt und die oft rasant unübersichtliche Bautätigkeit, die allerorts stattfindet, pointiert. Ein Immobilienbüro kündigt zudem verheißungsvoll eine Musterwohnung mit Seeblick an, die im kleinen Zimmer im ersten Stock besichtigt werden kann. Man fragt sich, ob nun auch die Kunsthalle Arbon dem Trend zum Wohnen im «Industrial Chic» geopfert wird und inwiefern sich in solchen Umnutzungsprojekten finanzielle Interessen, individuelle Sehnsüchte oder Imageansprüche, praktische, ästhetische und machtpolitische Faktoren die Waage halten.

 

Mit einer vermeintlichen U-Bahnstation wird Arbon schliesslich an das internationale Netz der rasanten Mobilität angeschlossen und das Publikum ins Untergeschoss der Halle geführt. In Form von grossformatigen Plakaten, wie sie in der Regel auf Zugperrons für allerlei Produkte werben, stellen Simone Zaugg und Pfelder hier Aktionen und Kunstwerke vor, die sie beide in den letzten fünfzehn Jahren zum Thema Haus und Wohnen realisiert haben. Der Keller der Kunsthalle wird so zum Denkraum, in dem die Bedeutung des «Hausens» in gesellschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht verhandelt wird.

 

Mit solchen und weiteren Interventionen, die auch den Aussenraum der Kunsthalle einschliessen, lassen die Künstler die Grenze zwischen Kunst und Realität durchlässig werden, um das Bewusstsein für die bauliche Entwicklung unserer Umgebung zu schärfen.

 

Umsetzung

 

Material: 4 Visierstangen Aluminium L 25 m, 2 Bautafeln OSB-Platten mit C-Prints 4 m x 1,50 m, 130 Visierstangen Holz L 1,80 m – 4,50 m, 2 Leuchtkästen, Kanthölzer, Baufolie grün, Spannteppich grau, Büromöbel, div. Möbel aus Dachlatten, 10 C-prints 1 x 1,50 m, 10 Halogenstrahler, Video, Immobilienbroschüre
<br>
<br>
Das Projekt wurde gefördert durch die Kunsthalle Arbon, Kulturstiftung des Kanton Thurgau, Ruth & Arthur Scherbarth Stiftung, Erna und Curt Burgauer Stiftung, Senatsverwaltung Berlin für Kultur und Europa, Sivag – Baugespanne und Visiere

  • Jahr

    2018

  • Ort

    Kunsthalle Arbon, Arbon, CH
    Ausstellung: Von kleinen und von großen Häusern
    Kuratorinnen: Inge Abegglen, Deborah Keller
    Fotocredits: © Ladina Bischof, 2018

  • website

    www.kunsthallearbon.ch